Einmal Kappeln - Middelfart (DK) und zurück

Ein Törnbericht von Christiane und Stefan Kommalein

In 2015 wollten wir es nun mal auf die ganz unbequeme Art probieren: 12 Tage segeln mit unserem Folkeboot „Conquest“ ab Kappeln /Schlei. Gesagt, getan. Am Freitag nach Christi Himmelfahrt ging es los. Der Mai hatte in den letzten Jahren immer schon so schönes Wetter – diesmal leider nicht. Aber das wussten wir bei der Hinfahrt noch nicht.

1. Tag, Freitag: per Trailer von Wendeburg nach Kappeln, genauer gesagt: nach Grauhöft zu Henningsen & Steckmest. Herr Steckmest jun. beförderte unser Folke routiniert ins Wasser. Abends haben wir uns dann erst mal mit gebratenen Heringen und Bier gestärkt und dann konnte es losgehen.

 

2. Tag, Samstag: eine ganze Armada lief aus der Schlei aus – und wir waren dabei. Kurs Sonderborg, das wir dann auch nach vier Stunden erreicht haben. Gar nicht so schlecht für den ersten Tag.

3. Tag, Sonntag: Angesagt ist Windstärke 6, in Böen auch mehr und so erkunden wir die Insel Als per Fahrrad, machen also gleich einen Hafentag. Auch schön. Das Fahrrad gab es beim Hafenmeister. Abends haben wir noch die Kuchenbude gegen die flache Cockpitpersennig getauscht, aus lauter Angst, die Kuchenbude würde gleich am zweiten Tag in Fetzten gehen.

 

4.Tag, Montag: Nieselregen beim Aufstehen, Nieselregen beim Ablegen, Regen beim Passieren der Brücke in Sonderborg, Regen und Flaute im Alssund. Kurs Aabenra. Als wir dort ankamen, goss es in Strömen. Gott sei Dank war die Dusche heiß. Aabenra im Regen war eher trostlos. Den einzigen Lichtblick bildete die Bar des einzigen Hotels in der Stadt, aufgemacht als englischer Pub. Wunderbar.

 

5. Tag, Dienstag: Das Wetter ist immer noch schlecht, der Wind ziemlich kräftig. Aber mit dem richtigen Steuermann ist das alles kein Problem. Ein Problem ist nur das Schießgebiet, welches wir umfahren müssen. Angeblich solle man es blitzen sehen, wenn geschossen wird. Na toll, und das bei diesem Wetter und der schlechten Sicht. Aber man sah es tatsächlich blitzen, sehr deutlich sogar. Bis 12:00 Uhrmittags, dann machten die Dänen Pause und wir konnten abfallen und Kurs auf Aarøsund nehmen. Das Wetter besserte sich auch und alles wurde gut. Einen Supermarkt gab es in Aarøsund nicht, aber einen kleinen Laden auf dem nahe gelegenen Campingplatz. Und es gab ein sehr komfortables Gästehaus im YachthafenJ, in dem man sich aufhalten, kochen und essen konnte – wir hatten es ganz für uns allein.

6. Tag, Mittwoch: Um 10:45 bei Regen abgelegt, Kurs Middelfart. Um 13:30 fest in Middelfart, mittlerweile ohne Regen. Das war mal ein netter Rutsch. Und so blieb noch ausgiebig Zeit für einen Spaziergang durch den Bärlauch-Hain in Richtung Schloss. Abends haben wir noch ein nettes Lokal mit einem tollen Blick auf den kleinen Belt gefunden.

7. Tag, Donnerstag: erst mal eingekauft, denn unser nächstes Ziel heißt Bagø. Das ist einen kleine Insel und wie dort die Ernährungslage ist, war nicht so klar. Abgelegt um 12:00 Uhr bei trockenem Wetter, unterwegs frischte der Wind leider auf, dazu kam noch die gammelige Welle der Vortage und beim Kreuzen verlor der Fockaffe leider die Geduld, so dass wir Kurs und Plan änderten und um 16:30 in Assens festmachten. Nettes Städtchen, leider waren alle Kneipen, die wir gefunden haben, nur Raucherkneipen.

 

8. Tag, Freitag: Die Brötchen, die wir am Vortag auf dem Campingplatz per Handybild ausgesucht hatten, erwiesen sich als sehr lecker. So ein Frühstück ist eine prima Grundlage. Mit Sonne und Wolken haben wir abgelegt. Das Ziel war Falsled in der Helnaes Bucht. Und es sollte noch besser kommen: in der Bucht hatten wir dann Wind von achtern, richtig Sonne und es wurde tatsächlich mal so warm, dass wir im T-Shirt segeln konnten.Falsled ist ein netter verschlafener Hafen, allerdings ohne Einkaufsmöglichkeiten. Dafür gibt es aber einen Feinschmecker-Cro, in dem das Abendessen –allerdings inklusive Wein - mal locker 450 € pro Person gekostet hätte. Wir sind ja flexibel und schwenkten um. Es gab Fertigsuppe von Feinkost Albrecht, etwas angehübscht mit Schinkenspeck und Käse. Auch in Falsled gibt es hier einen Gastseglerraum, der aber bereits von einer Hannoveraner Lehrercrew in Beschlag genommen worden war. So haben wir uns mit dem Kochen arrangiert.

9. Tag, Samstag (vor Pfingsten): abgelegt um 10:30 Uhr mit dem Ziel Lyo, Wind Nord-West, in Böen 5-6. Also erst mal aus der Bucht rauskreuzen. Die Lehrer staunten nicht schlecht, was man mit einem Folke so alles machen kann. Nach Verlassen der der Bucht ging es dann mit halbem Wind gen Lyo, wo wir um 13:10 Uhr festmachten. Dort haben wir dann ausgiebig die Insel erkundet, ein nettes Lokal für den Abend gefunden (CafeGamleSkole = alte Schule mitten im Ort hinter der Kirche, nicht der Motorradtreff auf dem Weg zum Hafen) und lecker gegessen. Auch dort gab es ein Gästeheim für Segler, aber leider keine Brötchen morgens – also Müsli.

 

 

10. Tag, Pfingst-Sonntag: Anstelle des ursprünglich geplanten Hafentages verholen wir uns mal nach Faaborg. Die 5,2 Seemeilen schaffen wir locker in knapp einer Stunde. Und es wurde fast Sommer. Nur auf der Suche nach einer Einkaufsmöglichkeit für Brot und Milch scheiterten wir: Eigentlich haben Supermärkte in Dänemark sonntags geöffnet, aber am Pfingstsonntag und -montag ist das anders: alle Läden haben zu. Brötchen gäbe am nächsten Morgen vielleicht an einer Tankstelle stadtauswärts, so sagen sie uns im Hafenrestaurant. Als der Koch hört, dass es dann bei uns dann eben Müsli gibt, schenkt er uns spontan einen Stuten. Als „Dankeschön“ essen wir dann auch dort zu Abend und genießen mit anderen gut gelaunten Gästen den Sonnenuntergang am Hafen.

 

 

11. Tag, Pfingstmontag: Früh aufgestanden, da wir früh los wollen. Das Wetter soll laut Wetterbericht wieder schlechter werden. Kräftiger der Wind aus Westen ist angesagt und genau da wollen wir hin - nach Mommark. Und was sehen wir, als wir den Kopf aus der Kajüte strecken: nichts! Nieselregen und Nebel. Na toll. Gegen 10:00 Uhr klart es auf, der Regen hört auf und los geht’s. Es wird ein netter Segeltag. Nur vor dem Hafen kommt es zur völligen Verwirrung von Navigatöse und Skipper – keine Fahrwassertonnen mehr erkennbar. Nichts grünes, nichts rotes, nur ein undefinierbares graues Etwas…..das sich nachher als eine der Ansteuerungstonne entpuppt, die in einem Müllsack gehüllt ist. Die zweite Tonne hatte man entfernt, sonst hätte das Baggerschiff nicht durch die Hafeneinfahrt gepasst. Bei der zweiten hat sich beim Verziehen der Anker verhakt. Da hat man sie einfach mit einem Müllsack eingepackt.

 

War Mommark früher ein lauter und hässlicher Fährhafen, so liegen dort heute nette Schwimmstege, an denen man festmachen kann. Es gibt einen Campingplatz, ein Hafenrestaurant, es wir Fisch geräuchert und frische Brötchen gab es auch.

 

12.Tag, Dienstag: Morgens schient erst mal die Sonne, aber wie immer zum Ablegen: Regen! Gegen 10:15 ausgelaufen, Segel gesetzt, Ziel: Schleimünde, Giftbude. Der Wind kommt nur kräftig aus West und frischt immer mehr auf. Über die Flensburger Förde hinaus kann er so richtig schön Anlauf nehmen. Das merken wir deutlich an der Wellenhöhe. Und wir segeln hoch am Wind, um die Ansteuerungstonne von Schleimünde zu treffen, denn bei dem Wind auch noch kreuzen – lieber nicht. Wir schaffen das tatsächlich ohne zusätzlichen Kreuzschlag und beschließen dann, nach Maasholm zu gehen, denn die Liegeplätze an der Giftbude sind gegen den Westwind ziemlich ungeschützt und auf eine kabbelige Nacht hatten wir keine Lust. In der Schlei ist das Fahrwasser relativ eng und da unser Echolot uns manchmal im Stich ließ, sind wir bis Maasholmmotort – kein Vergnügen, aber es hat alles funktioniert. Abends in der Kneipe hat uns ein anderer Segler noch einen Schnaps ausgegeben – er hatte uns bei Schleimünde überholt mit seiner schicken Dehler 36SQ und fand unsere Leistung mit dem Folke so toll. Na schön.

 

13. Tag, Mittwoch: Der Wind soll immer mehr zulegen und in Maasholm ist nun wirklich nicht viel los. Also: auch die letzte Etappe wird per Motor zurückgelegt. Maasholm – Grauhöft. Dort suchen wir uns ein nettes Liegeplätzchen für die letzte Nacht und weil wir früh dran sind, machen wir noch eine Radtour nach Arnis. Da liegen bei der M&P Jachtwerft (ehemalsMatthiessen&Paulsen)wirklich tolle Holzboote, man wird direkt neidisch……

 

14. Tag, Donnerstag: für die nächsten Tage ist mal wieder Regen angesagt und so beschließen wir, einen Tag eher als geplant aus dem Wasser zu gehen. Als das Boot im Kran hängt, gießt es plötzlich wir aus Kübeln. Wir stellen uns schnell unter, der Kranmeisterauch. Aber leider ist wegen des Heißstropps das Schiebeluk noch offen und die ganze Flut ergießt sich ins Schiff. Gut, dass wir auf den nassen Polstern heute Nacht nicht schlafen müssen. Als wir alles fertig verzurrt haben, überkommt uns erst mal der kleine Hunger. Ein letztes Fischmal an der Küste und heimwärts geht’s.

Wir fassen zusammen: Das Wetter war nicht so toll. Die ganzen dünnen Sommersachen konnten wir unbenutzt wieder in den Schrank legen. Die Fleeceunterwäsche hat wunderbar gewärmt, auch wenn sie nicht sexy aussieht. Warum die Kuchenbude diese an sich schreckliche orange Farbe hat, wissen wir jetzt auch: es sieht immer freundlich aus, auch wenn es draußen bewölkt oder regnerisch ist. 8°C beim Frühstück bringen einen nicht um. Wir haben uns keine Erkältung geholt. Und wir müssen wiederkommen: die Giftbude und die Insel Bago warten noch auf unseren Besuch.

Also: Urlaub mit und auf dem Folke geht prima, es gibt bestimmt eine Wiederholung. In 2016 soll es nach Rügen gehen – wer nette Anregungen oder Tipps hat: wir würden uns über Anregungen freuen.

 

Also Mast und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel,

 

Christiane und Stefan

Bilder und Text: Christiane und Stefan Kommalein